Organisierte Kriminalität : Einbruch im Visier der Polizei
Eine neue Ermittlungsgruppe mit 13 Beamten für den Hamburger Rand soll Informationen und Spuren nach Einbrüchen auswerten.
Auch Stormarn hat jetzt eine „wilde 13“. Acht Polizei- und vier Kripobeamte unter der Leitung von Hauptkommissar Jörg Marienberg sollen „Jagd“ auf Einbrecher machen. PEG ist die Abkürzung für die Präventions- und Ermittlungsgruppe, die sich um WEG kümmern soll – Wohnungseinbruchsdiebstahl. Stationiert ist die Gruppe in Reinbek, weil es dort gerade noch genug Platz gab und weil man von dort die Hochburgen der Einbrecher gut erreichen kann: Die Stormarner und Lauenburger Kommunen im Hamburger Rand.
185 Einbrüche je 100 000 Einwohner sind Bundesschnitt, Schleswig-Holstein liegt mit 286 darüber, Hamburg mit 399 mehr als 100 Prozent drüber, am schlechtesten sieht es mit einer Häufigkeitszahl von 437 aber in Stormarn aus. Allein in Ahrensburg wurden 2013 mehr als 206 Einbrüche gezählt, in Reinbek waren es 113 Fälle. Auch Glinde, Bargteheide, Barsbüttel und Bad Oldesloe sind beliebtes Revier, im Nachbarkreis sind Geesthacht, Lauenburg und Wentorf stark betroffen. Großhansdorf taucht in der Statistik nur deshalb nicht auf, weil erst Kommunen mit mehr als 10 000 Einwohnern erfasst werden.
Die „guten Fluchtmöglichkeiten durch die Autobahnnähe“ und die „Menge an lohnenswerten Objekten“ sind für Hans-Jürgen Köhnke die Ursachen für die „deutliche Belastung“ des Hamburger Rands. Dem Stormarner Kripo-Chef ist die Ermittlungsgruppe direkt unterstellt.
Angesichts einer bescheidenen Aufklärungsquote von 4,3 Prozent ist auch „das, was wir über die Täter wissen, übersichtlich“, so Köhnke. Im vergangenen Jahr war eine Gruppe Chilenen im Hamburger Raum aktiv, und auch nach Untersuchungen des LKA in Nordrhein-Westfalen ist es angesichts der Kennzahlen wahrscheinlich, dass man es mit professionell agierenden Gruppierungen zu tun hat.
„Jedenfalls sprechen einige Indizien dafür“, sagt Köhnke, „deshalb ist Einbruchsschutz umso wichtiger. Profis probieren nicht lange rum. Wenn sie nicht in einer bestimmten Zeit ins Haus kommen, ziehen sie weiter.“ In mehr als 40 Prozent der Fälle waren die Täter im vergangenen Jahr unverrichtet wieder abgezogen.
Der „Rest“ reichte aber auch, um Beute im Wert von 3,27 Millionen Euro zu machen, die Beschädigungen nicht mitgerechnet. Für den stellvertretenden Direktionsleiter Holger Meincke sind die psychischen Belastungen der Opfer noch bedeutender. „Die Täter dringen in den ganz persönlichen Bereich eines Bürgers ein, der fühlt sich danach insgesamt nicht mehr sicher.“ Die Stormarn-Lauenburger Sonderermittler sind die ersten ihrer Art in Schleswig-Holstein, passen aber genau in das landesweite Konzept. Weil es um Information geht und die Täter sich nicht für Landesgrenzen interessieren, arbeiten die Reinbeker auch mit Kollegen aus Hamburg und Niedersachsen zusammen.
Spurensicherung ist ein zentrales Element des Konzepts. Die Sonderermittler haben noch mal eine Qualifikation durchlaufen und werden immer dann gerufen, wenn die Täter lohnenswerte Spuren hinterlassen haben. Zur Prävention wird es neben Information der Öffentlichkeit auch zusätzlichen Streifen mit Diensthunden zu „relevanten Zeiten“ geben.
Das sind trotz starker Zunahme der Tageswohnungseinbrüche die Dämmer- und Nachtstunden in der dunklen Jahreszeit. „Wir werden Anfang Oktober wieder einen Anstieg haben“, sagt Meincke. Und dann werde man auch prüfen, ob Stormarn wieder „Gefahrengebiet“ wird, was die Piraten bereits kritisiert haben. „Das ist der falsche Begriff“, sagt Meincke, „es handelt sich lediglich um Anhalte- und Sichtkontrollen. Das hat mit den Hamburger Gefahrengebieten nichts zu tun.“ Trotzdem habe sich dieses Instrument im vergangenen Jahr als „sehr zweckmäßig“ erwiesen.